Wer ist BANI?
- Nadine Sporea

- 29. Apr. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juli
"Kennst Du schon BANI?"
"Wer ist Barney?"
"Nicht Barney. B A N I - eine neue Sicht auf die sich verändernde Welt."
Diese Unterhaltung, sie ist genau so passiert, würden wir wahrscheinlich nicht mehr über die VUCA Welt führen - zu bekannt ist uns mittlerweile das Akronym, das, in den 1990er Jahren als Beschreibung der Welt nach Ende des Kalten Kriegs von den US Streitkräften erfunden, die Herausforderungen der heutigen Geschäfts- und Arbeitswelt in vier Buchstaben überraschend punktgenau beschreibt.
Nach 30 Jahren scheint die Welt ein neues Akronym zu brauchen. Ist eine neue Sicht auf die Herausforderungen unserer Zeit wirklich nötig? Wofür steht BANI? Und was bedeutet der Aufgang der BANI Welt für uns?
Woher kommt BANI und wofür steht es?
Das BANI-Konzept ist eine Weiterentwicklung und eigentlich eine Beschleunigung des VUCA-Modells. Schöpfer des neuen Wortes ist der US-amerikanische Zukunftsforscher und Autor James Cascio. Im April 2020 erschien der Begriff BANI erstmals im Artikel «Facing the Age of Chaos».
Wie schon bei VUCA beschreiben vier Adjektive den Zustand der Welt:
B - BRITTLE: (dt. brüchig, bröselig): Wie ein betagtes Gummiband, das einst elastisch und damit den an es gestellten Anforderungen gewachsen war, beschreibt diese Brüchigkeit veraltete Strukturen und Eigenschaften, die den Herausforderungen nun nicht mehr gewachsen sind und unter Belastung plötzlich reißen können. Die Brüchigkeit entsteht durch viele, vielleicht nicht direkt sichtbare Mikrorisse, die die Gesamtstruktur schädigen.
A - NXIOUS (dt. ängstlich): in nicht-mechanistischen Modellen ist der direkte Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zwar nicht aufgelöst, aber nicht deutlich genug erkennbar, um Entscheidungen mit beinahe gewissem Ausgang treffen zu können. Die Ängstlichkeit entsteht dann aus dem Gefühl heraus, mit keiner Entscheidung richtig zu liegen oder mehr noch, bei einer vermeintlichen Fehlentscheidung ein Desaster auslösen zu können. Diese Angst kann Entscheider in die Passivität oder die Verzweiflung treiben. Über die Rolle der Medienwelt, die heute alle 11 Sekunden eine Katastrophennachricht in maximaler Mehrdeutigkeit auf uns einprasseln lässt, sei ebenfalls als Faktor erwähnt.
N - ONLINEAR (dt. nicht-linear): Nonlinearität bedeutet, dass wir uns nicht mehr auf Kausalitäten verlassen können. Eine gerade noch wirksame Aktion führt zu einer vollkommen anderen Reaktion ohne erkennbaren Unterschied. Kleine Aktionen können massive Reaktionen auslösen. Mit positiven oder negativen Ausprägungen. Aber immer mit schlecht vorhersehbarem Ausgang.
I - INCOMPREHENSIBLE (dt. unfassbar): in einer unbegreiflichen Welt führt zusätzliche Information nicht unbedingt zu mehr Erkenntnis, weil die Ursachen für Vorkommnisse dafür zu weit zurück liegen oder zu komplex sind. In der Informationsflut, die täglich auf uns einprasselt ist das Rauschen vom Signal kaum mehr zu unterscheiden.
Was unterscheidet BANI von VUCA?
Sowohl das VUCA als auch das BANI Modell beschreiben weder Lösungen, sondern zunächst nur Zustände.
Der Kern der VUCA Welt war dabei noch eine zunehmende Komplexität. Unsere Probleme lösten wir bis dahin mit anderen Mitteln
Ein einfaches Problem kann eindeutig erkannt werden und ist durch ein eindeutiges Handeln behebbar.
Ein kompliziertes Problem erfordert, dass man die Situation vor dem Handeln möglichst genau analysiert und das Handeln durch die Analyse belastbar wirksam wird.
Ein komplexes Problem bewältigt man durch das Ausprobieren mehrerer Lösungsansätze, Reflexion und Annäherung an einen besten Zustand.
Im BANI Modell schreitet der Zustand von der Komplexität ins Chaos fort. Für unser Handeln bedeutet dies:
Im Chaos ist die erste Maßnahme, einen Zustand der Sicherheit herzustellen, also erst einmal zu handeln und die Gefahrenzone zu verlassen, bevor man geeignete Schritte einleitet.
Bei VUCA geht es also vornehmlich um die Bewältigung von Komplexität, bei BANI um die Bewältigung von Chaos.
Was können wir mit dem Wissen um BANI anfangen?
Chaos, das kennen wir aus unserem Privatleben, hat Auswirkungen auf unsere gefühlte Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit beschreibt dabei unsere eigene Einschätzung, wie gut wir gerüstet sind, mit Herausforderungen, welcher Art auch immer sie sein mögen, umzugehen.
Welche Fähigkeiten brauchen wir aber, um mit Chaos wirksam umzugehen? Der Wortschöpfer hat uns Ideen dazu mitgegeben:
Für die Brüchigkeit rät er zur Entwicklung von Belastbarkeit und Lockerheit
Der Angst könne man mit Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen begegnen
Nichtlineares verlangt nach Kontext und Flexibilität
Und Unverständlichem soll jenseits der Erkenntnis durch maximale Transparenz mit Intuition begegnet werden
Wie diese Fähigkeiten im einzelnen und in Organisationen zu entwickeln sind, dafür gibt es - wie so oft schon formuliert - keine mechanistischen Pläne, die garantiert jedem Unternehmen helfen.
Eigentlich benötigen wir dafür auch keine Akronyme, denn schon seit dem Beginn des Lebens auf dem Planeten Erde setzen sich Anpassungsfähigkeit und Resilienz- ganz unabhängig vom Kontext - durch. Allenfalls die konkreten Fähigkeiten ändern sich.
Der Weg zur Antifragilität für jede Organisation führt jedoch erst einmal durch den Erkenntnisprozess, dass die alten Mittel ihre Wirksamkeit verloren haben. Erst dann ist der Weg frei für eine individuelle Teilnahme am Rennen um einen stabilen Platz im Chaos. Beschreibungsversuche wie VUCA und BANI sind dabei hilfreich, weil sie das diffuse Gefühl des Wirksamkeitsverlusts begreifbar machen.
Haben Sie auch das Gefühl, Ihre Mittel der Wahl wirken in der Welt immer weniger? Oder möchten Sie mehr über unternehmerische Resilienz erfahren?
Lassen Sie uns dazu sprechen, treten sie HIER mit uns in Kontakt.
Aber woher sollen die Fähigkeiten kommen, die uns fit für die BANI Welt machen?
Mehr dazu im nächsten Beitrag...
Nadine Sporea ist freiberufliche Organisationsentwicklerin und systemische Coachin im Netzwerk von disruptiOconsult. Sie schreibt und berät zu Themen wie digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und agile Organisationsentwicklung – immer mit klarem Kompass, scharfem Blick und einem Augenzwinkern. Ihre Beiträge spiegeln ihre unabhängige Perspektive wider und sind Teil ihrer selbstständigen Tätigkeit. Verantwortung für Nebenwirkungen übernimmt ausschließlich das System.




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